Sonntag, 7. Januar 2007

D) Paulus und sein Verständnis vom neutestamentlichen Israel

D) Paulus und sein Verständnis vom neutestamentlichen Israel
In diesem Abschnitt wollen wir uns nun mit der Israel-Theologie und dem Verständnis des Paulus vom neutestamentlichen Israel beschäftigen. Seine Erklärungen dürfen nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden, sondern müssen unter Berücksichtigung aller Überlegungen gesehen werden, die der Apostel zu dieser Frage macht. Nachfolgend zum Teil nur stichwortmäßig die wichtigsten Gedanken, die er zu diesem Thema schreibt.
1.) Röm. 2,28-29 - Der wirkliche Jude bzw. Israelit ist es nicht aufgrund seiner fleischlichen Herkunft noch seiner fleischlichen Beschneidung, sondern aufgrund seines Glaubens und seiner Herzensbeschneidung! So war es eigentlich auch schon im AT. 5.Mo. 10,15-17; 30,6
2.) Röm. 3,9 - Das NT kennt bezüglich der Berufung zum Volk Gottes keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Nichtjuden. Gal. 3,28
3.) Röm. 9,1-5 - Israel hatte als Nation gewisse Vorrechte gegenüber den anderen Nationen. Ihnen war gegeben: die Kindschaft, die Herrlichkeit der göttlichen Gegenwart, der Bund, das Gesetz, der wahre Gottesdienst, die wahre Anbetung und die Verheißungen Gottes. Selbst der Erlöser der Menschen kam aus ihrem Volk.
4.) Röm. 9,6-8 - Nicht alle Israeliten nach Geburt des Fleisches sind jedoch wirklich Israeliten, sondern die in Christus wiedergeboren sind, die den göttlichen Bund und die Verheißung der himmlischen Heimat und des himmlischen Königs akzeptieren, und ihm folgen und gehorchen.
5.) Röm. 9,22-26 - Alle jene, die im Glauben an Christus die Gnade Gottes annehmen, ob sie aus den Juden oder Heiden berufen sind, dürfen sich ab nun "Volk Gottes" nennen. Dabei müssen wir bedenken, daß es ja zu keiner Zeit so war, daß alle, die fleischlicher Herkunft von Israel waren, auch zu den Geretteten gezählt werden können, sondern eben nur diejenigen, die geistliche Israeliten waren, ob sie aus den Juden oder den Heiden stammten.
So wird es auch am Ende sein, daß nur ein Rest vom fleischlichen Israel gerettet sein wird. Röm. 11,27-29
Es gilt aber sicherlich auch für das NT-Israel, indem Juden und Heiden aus allen Nationen zu einer Gemeinde (eine Herde: Joh.10,16) gesammelt sein werden. Auch hier gilt, daß nicht alle, die dieser Gemeinde angehören, oder sich verbal zu Christus bekennen, gerettet sein werden. Auch diesmal wird es nur der gläubige Überrest aus allen Völkern, Stämmen und Sprachen sein. Off. 12,17
6.) Röm. 11,1-5 - Paulus ist nicht der Meinung, daß Gott Israel generell verworfen hat, sondern eben nur diejenigen, die sich auf ihre fleischliche und nationale Herkunft berufen, und darin ihr Heil sehen. Der Großteil des Volkes wurde jedoch verstockt, aber es besteht auch von Israel noch immer ein Überrest, zu denen sich alle Apostel und auch Paulus, der Heidenmissionar, zählten.
7) Röm. 11,11-16 - Der Fall oder die Verstockung der Juden wurde für das jüdische Volk nach der Zeit der Kreuzigung zum großen Fluch. Es kam tatsächlich der Fluch über sie, den sie in ihrer Blindheit vor Pilatus beschwörten.
Der Fluch kam jedoch nicht über sie, weil Gott es so wollte, oder es sogar in seinem Plan so vorherbestimmte. Der Plan Gottes kann nur zum Fluch für jene werden, die nicht bei der Gnade Gottes bleiben (Röm.11,21-22). Zum Segen wird dieser Plan für Juden und auch für Heiden, die sich zu Gott kehren, und sich nach seinem Plan retten lassen.
Gott wollte nie, daß Israel sich verstockt, und er wollte auch nie, daß durch diese Verstockung der Juden die Heiden in Finsternis und fern von Gott bleiben. Durch die Annahme des Evangeliums unter den Heiden besteht aber nun weiter die Möglichkeit für die Juden, die sich unter den Heiden zerstreut finden, daß auch sie, dort wo sie sind, wieder zum Heil finden (Röm. 11,13-16).
Den auferstandenen Jesus kann man nämlich nicht nur in Jerusalem oder im Land Israel finden. Er hat verheißen, daß er mit seinen Jüngern überall sein werde, wo sie das Evangelium verkündigen. So wird er auch mit all jenen Juden überall dort sein, wo sie das Evangelium hören und annehmen, egal an welchem Ort sie gerade wohnen.
Diese Wahrheit hat Jesus schon damals der Samariterin vermittelt, die wissen wollte, an welchem Ort sie hingehen müsse, um richtige Anbetung zu üben. Die Antwort Jesu war: "Weib, glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. ... Es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater will solche, die ihn so anbeten. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten." (Joh.4,21-23)
Damit hat eigentlich Jesus ein für allemal allen jenen aus den Juden und Heiden, die Gott richtig anbeten und folgen wollen, keinen Ort dieser Erde mehr bestimmt, an den sie zu gehen hätten, um dort allein wahre Anbetung und Begegnung mit dem wahren Gott pflegen zu können.
Schon allein aus diesem Grunde wäre es biblisch und neutestamentlich gesehen nicht nötig, Juden erst nach Jerusalem zu rufen, damit sie dort Jesus und dem Vater im Glauben begegnen können. Für sie gilt das gleiche, wie für alle Menschen, die sich aus allen anderen Nationen und Völkern zu Jesus bekehren und bekennen, daß "in einem jeglichen Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm." (Apg.10,35)
8.) Röm. 11,17-26 - Das Gleichnis vom echten und wilden Ölbaum, in dem Paulus auf einfache Weise die Situation des neutestamentlichen Israels darzustellen versucht, wird in dieser Frage um Israel oft zu oberflächlich betrachtet. Doch gerade durch dieses Gleichnis will der Apostel zeigen, wie Israel nach dem Fleisch auch nach dem NT noch durchaus als echter Ölbaum gelten kann, doch daß nur die, welche an Christus glauben, Teil dieses echten Ölbaumes bleiben können. Heiden, die jedoch von Geburt her Teil des wilden Ölbaums sind, haben die Möglichkeit in den echten Ölbaum eingepfropft zu werden, und so ebenfalls Teil des echten Ölbaumes zu werden.
Am Ende gibt es aber keine zwei echten Ölbäume, einer wo möglich aus Juden und der andere aus Heiden, sondern es gibt nur mehr einen Ölbaum, in dem Juden und Heiden in einem Baum zusammengefaßt sind. Das ist es, was Paulus mit dem "ganzen Israel" meint, das am Ende, wenn die "Fülle der Heiden" eingegangen sein wird, gerettet werden wird. (Röm.11,25-26)
Wenn den Heiden durch das wahre geistliche Israel das Evangelium in aller Welt verkündigt sein wird, und die Fülle aller aufrichtigen Heiden zu Christus eingegangen sein wird, und mit ihnen auch Juden, die Jesus als ihren einzigen Erlöser und Messias angenommen haben werden, werden sie gemeinsam ein Israel d.h. eine Gemeinde bilden, und so gerettet werden.
Gott wird keinen wahren Israeliten bzw. Überwinder übersehen, weder aus den Juden noch aus den Heiden. Er wird sie alle in seine neutestamentliche Gemeinde der Erstgeborenen sammeln (Heb. 13,18-24).
Auf diese Weise wird es nur mehr einen Hirten und eine Herde geben (Joh. 10,16)
9.) Eph. 2,14-22 - Christus hat das Trennende zwischen Juden und Heiden aufgehoben. Die NT-Gemeinde ist auf den Grund jüdischer Apostel, jüdischer Propheten und den jüdischen Christus gebaut.
10.) Gal. 3,26-29 - Alle an Christus gläubig Gewordenen, aus Juden und Heiden, dürfen sich als wahre Nachkommen Abrahams und somit auch als wahres Israel im NT verstehen. (Gal. 4, 28-31; und Gal. 6,15-16)
Auch für einen Juden nach dem Fleisch ist es nur möglich, durch Glauben an Christus, ein Jude nach dem Geist zu werden. Das selbe gilt auch für den Heiden, der von Geburt her kein Jude ist.
11.) 1. Petr. 2,9+10 - Das auserwählte Volk ist nicht mehr an Nationalität und fleischliche Herkunft, sondern an Christus, an sein Wort und an seinen Auftrag gebunden.
12.) Die Gemeinde des Neuen Testamentes, zusammengesetzt aus Juden und Heiden aller Nationen, ist das "Israel Gottes". (Gal.6,16)
13.) Doch nicht alle, die der sichtbaren Gemeinde angehören, sind auch wirklich "Israeliten" nach dem Geist. Es bleibt so, wie es auch im AT beim fleischlichen Israel schon gegolten hat.
Was also für die Nachkommen des fleischlichen Israel gilt, daß nämlich nur ein Überrest davon errettet wird (Röm. 9, 27), das gilt natürlich auch für die aus allen Nationen bestehenden sogenannten Christen. (Röm. 9, 27; Math. 7,21-27)

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